Als erster US-Staat verbietet Delaware Frühehen

Am 9. Mai 2018 unterzeichnete der Gouverneur des US-Bundesstaates Delaware einen Gesetzentwurf, der Eheschließungen unter 18 Jahren untersagt. Somit ist Delaware der erste und bis jetzt einzige Bundesstaat in den USA, welcher Eheschließungen mit mindestens einer minderjährigen Person ohne Ausnahmen verbietet. Der Zusatz „ohne Ausnahmen“ ist ein wichtiger, denn obwohl das Mindestheiratsalter in den meisten US-Bundesstaaten bei 18 Jahren liegt, werden Ehen mit Minderjährigen geschlossen. Der Grund dafür: Es gibt viele und vor allem sehr großzügig definierte Ausnahmefälle. Dazu gehören die Erlaubnis der Eltern, eine richterliche Genehmigung oder eine Schwangerschaft. Hinzu kommt, dass 23 Staaten für diese Ausnahmeregelungen kein Mindestalter festlegen. Laut Human Rights Watch, wurden zwischen 2000 und 2010 167.000 Kinder in insgesamt 38 Staaten der USA verheiratet – manche von ihnen waren zu dem Zeitpunkt der Eheschließung gerade einmal 12 Jahre alt. Aktuellere Zahlen des Pew Research Centers besagen, dass im Jahre 2014 fast 60.000 15- bis 17-Jährige in den Vereinigten Staaten verheiratet waren.

Nun ist Delaware der erste Bundesstaat in den USA, der diesen Statistiken entschieden entgegentritt. Viele Betroffene und NGOs, wie Unchained at Last und das Tahirih Justice Center, haben lange dafür gekämpft. Doch der Kampf ist noch nicht zu Ende. Während einige Staaten Gesetzesänderungen zur Abschaffung von Kinderehen vorgestellt und andere abgeschwächte Gesetzesänderungen verabschiedet haben, hat der Großteil der Staaten noch keine Schritte in diese Richtung getan. Um Kinder in dem ganzen Land vor Frühehen zu schützen, setzen sich die BefürworterInnen weiterhin mit Lobbyarbeit und Protestaktionen für Gesetzesänderungen ein.

Denn: Frühehen bringen viele Probleme mit sich. So besitzen Minderjährige keinen gesetzlichen Status, was bedeutet, dass sie zu jung für den Besitz einer Kreditkarte oder die Beantragung eines Kredits sind. Zudem sind sie weder dazu befugt, eine Scheidung einzureichen, noch können sie in einem Frauenhaus Schutz vor Problemen in der Ehe suchen. Mit anderen Worten: Sie sind in ihren Ehen gefangen. Dies ist auch eine Erklärung dafür, dass Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag heiraten, ein höheres Risiko haben, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden. Ferner leiden sie, zum Beispiel durch verfrühte Schwangerschaften und Geburten, öfter als unverheiratete Gleichaltrige, unter gesundheitlichen Problem. Außerdem brechen sie ihre Schulausbildung überdurchschnittlich oft frühzeitig ab und leben in Armut.

Auch in Europa sind Frühehen ein reelles Problem, wie aktuelle Zahlen aus Großbritannien zeigen. Dort wurden der Forced Marriage Unit (FMU) der Regierung im vergangenen Jahr knapp 1.200 Zwangsverheiratungen gemeldet. 355 Betroffene waren zum Zeitpunkt ihrer Verheiratung noch keine 18 Jahre alt. Das Mindestheiratsalter liegt in England, Wales und Nordirland bei 18 Jahren. Allerdings können auch hier Minderjährige mit Zustimmung ihrer Eltern mit 16 Jahren heiraten. In Schottland bedarf es nicht einmal der Einwilligung der Eltern, um im Alter von 16 Jahren eine Ehe einzugehen.

In Deutschland trat das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen am 22. Juli 2017 in Kraft. Somit ist es in Deutschland nicht mehr möglich vor dem 18. Geburtstag eine Ehe einzugehen – ohne Ausnahmen. Um das Ziel der Vereinten Nationen (UN), Kinder-, Früh- und Zwangsehen bis zum Jahr 2030 weltweit abzuschaffen, zu erreichen, müssen allein in der EU noch etliche Staaten nachziehen.

Stand: 05/2018