Fortbildungen zum Thema Zwangsheirat für Lehrkräfte in Hessen

TERRE DES FEMMES schult zusammen mit Sonja Fatma Bläser von dem Beratungsverein Hennamond e.V. Lehrkräfte in ganz Hessen zum Thema Zwangsheirat.

Am 15. Mai dieses Jahres jährt sich zum vierten Mal der Todestag der Deutsch-Afghanin Morsal Obeidi. Die junge Frau wurde am 15. Mai 2008 im Alter von 16 Jahren von ihrem Bruder Ahmad auf einem Parkplatz am Berliner Tor in Hamburg mit mehr als 20 Messerstichen ermordet, weil ihr Bruder nicht mit ihrem Lebensstil einverstanden war. Morsal wollte ein selbstbestimmtes und freies Leben führen und war auf dem Weg, sich endgültig von ihrer Familie zu trennen.

Der Fall Morsal Obeidi reiht sich ein in die Logik so genannter Ehrverbrechen: In traditionellen patriarchalischen Gesellschaften gelten das Leben des Mannes und dessen Ehre mehr als das Leben der Frau. Wird diese „Ehre“ durch die Frau verletzt, ist der Patriarch gehalten, Sanktionen gegen die fehlbare Frau zu ergreifen, notfalls indem sie umgebracht wird.

Lehrerfortbildung in HessenDer Fall zeigt, dass gerade Lehrkräfte eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Zwangsheiraten und Ehrverbrechen spielen.

Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Mädchen und junge Frauen im Alter von 16-21 Jahren, für die die Schule oft der einzige Ort ist, an dem sie sich außerhalb ihrer Familie frei bewegen können. Lehrerinnen und Lehrer haben die Möglichkeit, eventuelle Anzeichen einer Zwangsheirat im Verhalten ihrer SchülerInnen zu erkennen und fungieren oft als erste Ansprechperson für diese. Auch sind Lehrkräfte wie im Fall Morsal Obeidi mit sogenannten „Heiratsverschleppungen“ konfrontiert, bei denen junge Mädchen ins Ausland gebracht werden, um dort verheiratet zu werden und dann nicht mehr in die Schule zurückkehren.

Eine aktuelle Studie zum Thema Zwangsverheiratung in Deutschland im Auftrag des Bundesfamilienministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ermittelte, dass „3.443 Personen im Jahr 2008 in insgesamt 830 Beratungsstellen erfasst“ wurden. Demgegenüber steht ein großes Dunkelfeld nicht erfasster Fälle. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Mädchen und junge Frauen im Alter von 16-21 Jahren.

Zwangsverheiratungen als grausame Gewaltform sind oft eingebettet in einen Kontext massiver familiärer Gewalt. Betroffene sind meist in hohem Maße physischer, psychischer sowie sexualisierter Gewalt ausgesetzt, die vielfach schon frühzeitig in der Erziehung erlebt wird. Häufig geht eine Verheiratung mit Schul- und Ausbildungsabbrüchen einher.

Lehrerfortbildung in HessenGerade Lehrerinnen und Lehrer spielen beim Thema Zwangsverheiratung eine wichtige Rolle. Sie können das Thema präventiv im Unterricht behandeln und haben die Möglichkeit, bestimmte, auf eine Zwangsheirat hindeutende Warnsignale ihrer SchülerInnen zu erkennen.

Daher wird TERRE DES FEMMES in insgesamt zehn Fortbildungen konkrete Handlungskompetenzen für Lehrkräfte aller Schultypen vermitteln. Den TeilnehmerInnen soll es ermöglicht werden, Fälle von Zwangsheirat zu erkennen und bedarfsgerecht darauf zu reagieren. Darüber hinaus sollen sie dazu befähigt werden, das Thema präventiv im Unterricht zu behandeln. Unterstützt wird das Projekt vom Netztwerk gegen Gewalt (Hessen).

Bei vorhandenen Kapazitäten sind auch SchulsozialarbeiterInnen herzlich eingeladen! Bitte wenden Sie sich an uns.

Kerstin Horak Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

eu-logo