Im Kampf gegen Ehrverbrechen nicht nachlassen! Zahlreiche Gedenkveranstaltungen zum 8. Todestag von „Ehren“-Mordopfer Hatun Sürücü

TERRE DES FEMMES gedenkt Hatun Sürücü am 07.02.2013. ©Foto: Silke Morick TERRE DES FEMMES gedenkt Hatun Sürücü am 07.02.2013 © Foto: Silke Morick Am 07.02.2005 wurde die Deutsch-Türkin Hatun Sürücü mit 23 Jahren von ihrem jüngeren Bruder auf offener Straße in Berlin-Tempelhof erschossen. Sie wollte ein freies und selbstbestimmtes Leben führen und hat damit bewusst gegen die strengen Regeln und tradierten Ehrvorstellungen ihrer Familie verstoßen. Durch den Mord wollte der Täter die Ehre der Familie retten.

Hatun Sürüçüs Schicksal steht für unzählige Mädchen und Frauen, die unter Gewalt im Namen der Ehre leiden. An ihrem 8. Todestag wurde um 11 Uhr von der Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler ein Kranz zum stillen Gedenken an Hatun Sürücü niedergelegt. In ihrer Ansprache vor ca. 50 Anwesenden berichtete Frau Schöttler über das, was Hautn Sürücü alles in ihrem Leben erreicht hat. Sie hat sich aus einer Zwangsehe befreit, versorgte ihren Sohn, machte den Schulabschluss nach und absolvierte erfolgreich eine Ausbildung. All das, so Frau Schöttler, hätte die Familie mit Stolz erfüllen sollen.

Auch am Nachmittag waren viele Personen anwesend, als „Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ eine Mahnwache abhielten, um Hatun Sürücü zu gedenken. Yilmaz Atmaca, Gruppenleiter und Theaterpädagoge, weist in seiner Rede auf den Unterschied von „Ehren“-Morden und sogenannten Familiendramen hin. So werden „Ehren“-Morde von mehreren Familienmitgliedern geplant und ausgeführt, in der Überzeugung, dass die Tat rechtens ist, während im Gegensatz dazu bei sogenannten Familiendramen der oder die TäterIn individuell handelt und Abscheu bei den Hinterbliebenen hervorruft. Auch Frank Henkel, Senator für Inneres und Sport, beteiligte sich an der Mahnwache.

Gewalt im Namen der Ehre ist in Deutschland kein Einzelfall. Dies zeigen die steigenden Zahlen der Beratungsstelle von TERRE DES FEMMES: 2012 wandten sich 313 Bedrohte und Betroffene von Ehrverbrechen an die Beratungsstelle des Vereins.
TERRE DES FEMMES setzt sich deshalb weiterhin für eine Straßenbenennung nach Hatun Sürücü ein, um ein Zeichen gegen diese Menschenrechtsverletzungen zu setzen und die Erinnerung an eine starke und mutige Frau wachzuhalten.

Am Abend wurde zum ersten Mal der von der Grünen Fraktion des Abgeordnetenhauses organisierte „Hatun-Sürücü-Preis“ verliehen, bei dem private Stifterinnen die Gewinnsummen gespendet haben. Gewonnen haben der MaDonna-Mädchentreff aus Neukölln (3. Platz) und der abw Frauenladen aus Charlottenburg (2. Platz). Den ersten Platz belegte die Mädchenmannschaft des Vereins Türkiyemspor Berlin aus Kreuzberg. Auch im nächsten Jahr soll es einen „Hatun-Sürücü-Preis“ geben.